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Permakultur-Garten anlegen: eine Anleitung für Garten, Beet und Balkon

Permakultur-Gärten stehen als nachhaltiges Gartenkonzept derzeit hoch im Kurs. Doch wie funktioniert Permakultur im eigenen Garten? Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren Garten nachhaltig anlegen und dabei der Umwelt etwas Gutes tun.

Perma-Kultur, der nachhaltige Garten: Vater zeigt Kindern das wachsende Gemüse.

Permakultur ist ein nachhaltiges Gartenkonzept. Hierbei können Gärten in Zonen unterteilt werden, die sich im Grade ihrer Pflegeintensivität unterscheiden.

 

Der nachhaltige Garten 

Was passiert, wenn der eigene Garten den Kreislauf der Natur vollständig einfängt? Was, wenn Sie sich bei der Gartenarbeit voll und ganz auf die bewährten Methoden der Natur verlassen? Sie befinden sich dann in einem Permakultur-Garten. Die Permakultur als nachhaltiges Gartenkonzept wird in deutschen Gärten, Beeten und sogar Balkonen immer beliebter. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihren Garten, Ihr Beet oder Ihren Balkon nach den Prinzipien der Permakultur anlegen und pflegen.

 

Was ist ein Permakultur-Garten?

„Permakultur“ steht für „Permanente Agrikultur“ und leitet sich aus dem englischen „permanent agriculture“ ab. In einem Permakultur-Garten wird die vorhandene Fläche bestmöglich und nachhaltig bepflanzt. Dadurch entsteht ein Biotop, das sich in einem ständigen natürlichen Kreislauf befindet. Gemüse und Obst wird auf unterschiedlichen Höhen angebaut, was Raum für eine Unterpflanzung bietet. Die Grünfläche wird ebenfalls so angelegt, dass auch Wildpflanzen ihren Platz darin haben. So entsteht ein Permakultur-Garten, in dem ein harmonisches Zusammenleben mit der Natur an vorderster Stelle steht.

 

Was sind die Vor- und Nachteile von Permakultur-Gärten?

Die großen Vorteile von Gärten im Permakultur-Prinzip liegen in der Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Ressourcen wie Wasser werden effizient genutzt und in das Gartenkonzept integriert. Es werden weniger externe Düngermittel verwendet, was die Qualität des Bodens langfristig auf natürliche Weise steigert. Auch Obst und Gemüse profitieren durch eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Klimaschwankungen.

Die Herausforderung bei Permakultur-Gärten liegt vor allem beim Umdenken und dem Aufwand in der Umstellung. Vieles ist bei diesem Prinzip neu: Unkraut wird etwa nicht mehr aktiv bekämpft, sondern in einer designierten Zone integriert. Pflanzen müssen den örtlichen Bedingungen gewachsen sein, wodurch vor allem regionale Varianten bei der Bepflanzung in Frage kommen. Permakultur-Gärten liefern in den ersten Jahren zudem oftmals schwächere Ergebnisse bei Ertrag, Frucht und Blüte.

 

Tabelle der Vor- und Nachteile von Permakultur-Gärten

Tabelle der Vor-und Nachteile von Permakultur-Gärten: Zunächst ist es anstrengend, aber dann wird's natürlich und nachhaltig!

 

 

Permakultur-Garten anlegen: So gelingt das nachhaltige Grün

Ein Permakultur-Garten braucht Beobachtung, Planung und eine Bepflanzung nach den Prinzipien der Permakultur. Die Grünflächen werden dabei neu gedacht, um aus einer reinen Nutzfläche ein natürliches System zu machen. Bei dieser Herangehensweise spielen Permakultur-Zonen eine wichtige Rolle, die sich in einem Permakultur-Garten wie folgt aufteilen:

 

Zone 0: Der Mensch im Zentrum – Das Wohnhaus

In dieser Zone stehen der Mensch und sein Wohnraum im Mittelpunkt. Hier werden Ressourcen wie Wasser und Energie so nachhaltig wie möglich genutzt, und es wird ein Bewusstsein für den ökologischen Fußabdruck geschaffen.

Zone 1: Gemüsegarten und Kräuterbeete

Direkt am Wohnhaus gelegen, umfasst diese Zone oft Gemüse- und Kräutergärten, die Ihre Aufmerksamkeit und regelmäßige Pflege erfordern. Hier bauen Sie alles mit den kürzesten Laufwegen an, damit Sie bei der Pflanzenpflege schnell vor Ort sind.

Zone 2: Obstbäume, Beerensträucher und Kleintiere

Diese Zone ist weniger arbeitsintensiv und umfasst Obstbäume, Beerensträucher und möglicherweise Kleintiere wie Hühner. Dieser Bereich wird dennoch regelmäßig, aber weniger oft als Zone 1, beobachtet und gepflegt und bietet eine Vielfalt an Nahrungsmitteln.

Zone 3: Wildblumen, Insektenhotels oder Vogelhäuser

Hier beginnt die Permakultur, sich mehr auf die natürliche Umgebung zu konzentrieren. Mit Wildblumen, Insektenhotels oder Vogelhäusern wird die Biodiversität gefördert, und es wird ein Habitat für nützliche Tiere wie Bienen und Vögel geschaffen.

Zone 4: Natürliche Wildnis

In dieser Zone wird die Natur sich selbst überlassen. Sie kann als Pufferzone zu angrenzenden Wildgebieten dienen oder einfach einen Raum bieten, in dem die Natur ohne menschliches Eingreifen gedeihen kann.

 

Permakultur im Garten: So schaffen Sie einen Kreislauf als Ökosystem

Der erste Schritt besteht aus der Vorbereitung des Permakultur-Gartens. Informieren Sie sich über die Grundlagen der Permakultur. Beobachten Sie Ihren Garten gründlich: Wo strahlt Sonnenlicht ein? Was ist die übliche Windrichtung? Welche Pflanzen gedeihen bereits bei Ihnen? Welche Pflanzengemeinschaften können Sie entstehen lassen? Wie sieht die natürliche Wasserverteilung im Garten aus? Mit diesen Informationen können Sie anhand einer Gartenkarte das Konzept für Ihren Permakultur-Garten erstellen.

Im zweiten Schritt bereiten Sie den Boden und die Bepflanzung vor. Machen Sie einen Bodentest, um den pH-Wert und den Nährstoffgehalt Ihrer Böden festzustellen. Passen Sie Ihr Konzept auf diese neuen Erkenntnisse an. Wählen Sie dann die Pflanzen aus, die zum Klima, der Region und Ihrem Boden passen. Informieren Sie sich über die natürlichen Bedürfnisse dieser neuen Pflanzen, ehe Sie den Boden vorbereiten. Dafür lockern Sie den Boden, entfernen Unkraut und fügen Kompost oder organische Materialien hinzu, um die Bodengesundheit zu fördern.

Im dritten Schritt bepflanzen Sie Ihren Garten anhand der Permakultur. Dies sollte sorgfältig und unter Berücksichtigung der Beziehungen zwischen den verschiedenen Pflanzen geschehen. Beachten Sie dabei ebenfalls deren Bedürfnisse in Bezug auf Sonne, Wasser und Raum. Achten Sie auch darauf, Pflanzen zusammenzustellen, die sich gegenseitig unterstützen und fördern. Das können beispielsweise Pflanzen sein, die Schatten für hitzeempfindliche Nachbarn spenden oder solche, die Schädlinge von anderen fernhalten. Der Einsatz von mehrjährigen Pflanzen schafft ebenfalls eine nachhaltige Grundlage.

Im letzten Schritt geht es um die Pflege und fortlaufende Entwicklung Ihres Permakultur-Gartens. Pflanzen in den Zonen 1 bis 2 benötigen weiterhin eine gute Rasenpflege, regelmäßiges Gießen, das Auseinandersetzen mit Unkraut und Beschneiden sowie die Beobachtung von Schädlingen und Krankheiten. Die Pflanzen in den nach außen gerichteten Zonen werden im Normalfall ihrer Natur überlassen. Nur bei großem Schädlings- oder Krankheitsbefall sollten Sie einlenken. Dabei geht es in allen Zonen darum, natürliche Prozesse zu nutzen und auf Chemikalien und unnötige Eingriffe zu verzichten.

 

Permakultur-Beet: So nutzen Sie Raum und Ressourcen optimal

Permakultur funktioniert auch auf kleinem Raum, etwa in Ihren Beeten. Beginnen Sie damit, Ihr Beet genau unter die Lupe zu nehmen und so zu verstehen, wie Sie es am besten nutzen können. Berücksichtigen Sie dabei auch Faktoren wie Sonnenlicht, Bodenbeschaffenheit und Wasserverfügbarkeit.

Wählen Sie dann Gemüse, Kräuter oder Blumen für Ihr Permakultur-Beet aus. Diese Pflanzen sollten in Ihrem Klima gedeihen und sich gegenseitig in ihrem Wachstum unterstützen. Zum Beispiel könnten Sie Pflanzen, die Stickstoff im Boden fixieren, neben solchen platzieren, die Stickstoff benötigen. Sie können diese Vielfalt sogar bei der Schädlingsprävention einsetzen. Pflanzen wie Ringelblumen halten etwa Schädlinge von Tomaten fern. Nutzen Sie außerdem eine vertikale Bepflanzung durch den Einsatz von Kletterpflanzen oder hängenden Töpfen, um den Raum optimal zu nutzen.

Auch bei einem Beet ist die Pflege der Permakultur der wohl wichtigste Schritt. Mulchen Sie das Beet mit organischem Material wie Stroh oder Laub, um Feuchtigkeit zu speichern und Unkraut entgegenzuwirken. Bei Permakultur-Beeten können Techniken wie Kompostierung, Bokashi oder Gründüngung angewendet werden. Diese fördern den Nährstoffkreislauf und halten den Boden fruchtbar. Setzen Sie auch natürliche und effiziente Bewässerungstechniken wie Tropfbewässerung ein, um Wasser zu sparen und dieses gezielt an Ihre Pflanzen im Beet zu liefern.

 

Permakultur auf dem Balkon: nachhaltiges Gärtnern, auch ohne Garten

Mit Kreativität und Planung gelingt selbst auf kleinstem Raum ein Permakultur-Balkon. Wie bei Gärten und Beeten sollten Sie zunächst die Bedingungen auf Ihrem Balkon einschätzen. Wie viel Sonnenlicht strahlt auf Ihrem Balkon? Wie viel Platz haben Sie für Töpfe, Kisten, Hängeampeln oder Balkonkästen? Wenn Sie diese Fragen für sich beantwortet haben, geht es an die Wahl der Pflanzen.

Ein Permakultur-Balkon benötigt eine qualitativ hochwertige Blumenerde sowie passende Pflanzen. Auch ein Substrat, etwa aus Kokosfasern und Kompost, hilft dabei, dass Ihre Pflanzen auf dem Balkon gedeihen. Die Nutzfläche auf dem Balkon erhöhen Sie durch eine vertikale Bepflanzung sowie eine Schichtung der Pflanzen. Sie nutzen dabei den vorhandenen Platz nach oben, indem Sie Pflanzen an Wänden, Geländern oder hängenden Behältern anbauen. Außerdem werden höhere Pflanzen weiter hinten und niedrig wachsende weiter vorne platziert. Wichtig ist auch eine Begleitpflanzung, bei der Sie verschiedene Arten harmonisch miteinander kombinieren. So stellen Sie eine natürliche Schädlingskontrolle und Nährstoffverteilung sicher.

Die Pflege des Permakultur-Balkons erfolgt insbesondere über die bedarfsgerechte und nachhaltige Bewässerung. Sammeln Sie Regenwasser für die Bewässerung, um einen natürlichen Versorgungskreislauf sicherzustellen. Setzen Sie darüber hinaus auf Selbstbewässerungssysteme, Tropfbewässerung oder Bewässerungsperlen, um den Wasserbedarf gezielt zu decken. Sie können außerdem Blumentöpfe mit Wasserspeichern verwenden, um eine Wasserversorgung nach dem Prinzip der Permakultur sicherzustellen.

 

Permakultur Pflanzenliste: Obst, Gemüse und Kräuter für nachhaltiges Gärtnern

Ein Permakultur-Garten lebt von Vielfalt und Regionalität. Aus diesem Grund sind in dieser Pflanzenliste keine pflegeintensiven Exoten für den heimischen Garten enthalten. Folgende Pflanzen eignen sich für eine nachhaltige und natürliche Gartenbewirtschaftung:

Obst:

  • Apfelbäume
  • Birnenbäume
  • Kirschbäume
  • Beerensträucher (z. B. Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren)
  • Weintrauben

Gemüse:

  • Tomaten
  • Gurken
  • Karotten
  • Bohnen
  • Kürbis
  • Salate
  • Spinat

Kräuter:

  • Basilikum
  • Thymian
  • Oregano
  • Schnittlauch
  • Minze (Achten Sie jedoch auf eine kontrollierte Ausbreitung!)
  • Lavendel

Nützlinge:

  • Ringelblumen (für die Schädlingskontrolle und die Bodengesundheit)
  • Kapuzinerkresse (locken Bestäuber an und dienen als Futterquelle für Schmetterlingsraupen)
  • Klee (für Gründüngung und Stickstofffixierung)
  • Dill (ziehen Schwebfliegen und andere Insekten an)
  • Fenchel (ziehen Schwebfliegen und Marienkäfer an)
  • Ysop (ziehen Bienen und Schmetterlinge an)

Viele dieser Pflanzen sind mehrjährig und selbstversamend, sodass sie jedes Jahr wiederkommen. Außerdem sind Permakultur-Pflanzen robust, nützlich und harmonieren miteinander. Außerdem schaffen Sie Lebensräume für Tiere und Insekten. Mit der richtigen Kombination von Nützlingen mit Obst, Gemüse und Kräutern sorgen Sie dafür, dass Bestäuber wie Bienen sich in Ihrem Garten wohlfühlen. Gerade Bienen benötigen unsere Unterstützung, die ihnen in einem Permakultur-Garten geboten wird.

 

Fazit: Permakultur im eigenen Garten ist eine gute Idee für mehr Nachhaltigkeit

Wenn Sie in einem Wald oder auf einer wilden Wiese waren, haben Sie das Ergebnis einer Permakultur bereits gespürt. Jede Pflanze hat ihren natürlichen Ort, ihren Zweck im Ökosystem. Manche Pflanzen spenden Schatten, andere wiederum Nährstoffe. Das Ergebnis ist ein sich im Laufe der Jahreszeiten immer wieder erneuernder Kreislauf der Natur. Mit einem Permakultur-Garten erzeugen Sie ein solches natürliches Ökosystem bei sich zu Hause. Permakultur erfordert gerade am Anfang eine Umstellung: Sie überlassen Ihrem Garten den Großteil der Arbeit, indem Sie die Bepflanzung nachhaltig vornehmen. Der Garten darf und soll dabei auch wilde und komplett unberührte Orte enthalten, in denen sich die Natur frei entfalten kann. Dieses Loslassen lohnt sich, denn so kommt das Zwitschern und Summen in Ihren Garten. Vögel nisten, Igel wandern und Bienen kehren bei Ihnen ein. Ein Permakultur-Garten ist gelebte Natur. Damit leisten Sie einen wertvollen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit bei Ihnen zu Hause.

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