Cyberversicherung: sinnvoll oder nicht?
Ein Klick. Eine angeblich dringende SMS der Bank. Ein zu gutes Angebot. Die Fallen im digitalen Alltag werden raffinierter. Daten- und Identitätsdiebstahl treffen längst auch internetaffine Menschen. Doch wie schützt man sich wirksam? Reicht ein Virenscanner? Oder braucht man eine spezielle Versicherung, um bei Verbrechen im Internet nicht auf dem Schaden sitzen zu bleiben?

Phishing-Mails, Fake-Shops oder gestohlene Kartendaten – Cyberkriminalität kann jeden treffen. Umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein und im Ernstfall nicht allein dazustehen.
Kann man sich gegen Cyberangriffe versichern?
Ja, man kann sich gegen Cyberangriffe versichern. Das erfolgt zum einen über eine spezielle Cyberversicherung für Unternehmen oder Privatpersonen. Zum anderen bieten viele Hausrat- und Privathaftpflichtversicherungen Zusatzbausteine für eine Cyberversicherung an. Diese Bausteine sind oft kostengünstiger und decken bereits die wichtigsten Gefahren im digitalen Alltag ab. Daher sollten Privatpersonen ihren bisherigen Versicherungsschutz überprüfen und bei Bedarf erweitern.
Welche Leistungen deckt eine Cyberversicherung ab?
Die wichtigsten Schutzbausteine sind in guten Hausratversicherungen enthalten. Ein leistungsstarker Tarif kann folgende zentrale Risiken abdecken:
Phishing und Onlinebanking-Betrug
Cyberkriminelle nutzen vielfältige Betrugsmaschen, um auf Ihr Online-Banking zuzugreifen. Dazu zählen Phishing (Erschleichen von Zugangsdaten), Pharming (gefälschte Webseiten) oder Skimming (Ausspähen von Kartendaten). Gelingt der Angriff, kann der finanzielle Verlust erheblich sein. Hausratpolicen mit Cyber-Baustein erstatten solche Vermögensschäden. Deckungssummen von bis zu 3.000 € pro Schadensfall sind hierbei üblich.
Betrug beim Onlineshopping
Ein häufiges Ärgernis: Sie bezahlen Waren in einem Online-Shop, doch die Lieferung bleibt aus oder der Händler ist ein Betrüger. Für Konflikte mit Online-Händlern übernehmen Hausratversicherungen den entstandenen Schaden, oft bis zu einer Höhe von 3.000 €.
Missbrauch von Zahlungskarten
Internetbetrüger werden immer besser darin, Kartendaten abzufangen. Werden Ihre Kredit- oder Debitkarten etwa für betrügerische Einkäufe genutzt, bietet eine gute Hausratversicherung zusätzlichen Schutz. Premiumtarife erweitern diesen Schutz oft auf Summen von bis zu 5.000 €.
Datenrettung nach einem Cyberangriff
Wird Ihr Computer durch etwa einen Hackerangriff lahmgelegt, sind Ihre persönlichen Daten in Gefahr. Für solche Fälle werden die Kosten für IT-Spezialisten übernommen, die Ihr System bereinigen. Wertvolle Daten wie Fotos oder Dokumente lassen sich so retten. Die Versicherungen übernehmen hierfür oft Kosten bis zu 1.000 €.
Wie funktionieren Cyberangriffe?
Cyberkriminelle haben es auf Ihr Geld und Ihre Daten abgesehen. Die häufigsten Methoden, die sich gegen Privatpersonen richten, sind:
- Phishing: Dies ist die gängigste Masche. Kriminelle versenden E-Mails oder SMS, die angeblich von seriösen Unternehmen wie Banken, Paketdiensten oder Zahlungsanbietern stammen. Das Ziel ist es, Sie zum Klick auf einen Link zu verleiten, damit Sie auf einer gefälschten Website sensible Daten wie Passwörter oder TANs preisgeben.
- Malware & Ransomware: Schadsoftware gelangt meist über infizierte E-Mail-Anhänge oder manipulierte Websites auf Ihren Computer. Dort spionieren beispielsweise Trojaner unbemerkt Ihre Daten aus. Ransomware verschlüsselt Ihre persönlichen Dateien und fordert für die Freigabe ein Lösegeld.
- Identitätsdiebstahl: Hierbei entwenden Kriminelle persönliche Informationen wie Namen oder Ausweisdaten, die oft aus Datenlecks großer Onlinedienste stammen. Mit dieser gestohlenen Identität schließen sie dann in Ihrem Namen Verträge ab, eröffnen Konten oder begehen andere Straftaten.
Moderne Technologien wie generative KI ermöglichen es Cyberkriminellen, ihre Betrugsmaschen zu perfektionieren. Typische Warnsignale wie Rechtschreibfehler in Phishing-Mails verschwinden, was die Erkennung erschwert. Angesichts dieser Entwicklung sind ein wachsames Auge und gutes Schutzverhalten entscheidend. Eine Cyberversicherung kann darüber hinaus helfen, die finanziellen Folgen eines Angriffs abzufedern.
Versicherung gegen Cyberkriminalität
Hausratversicherung
Eine Hausratversicherung kann mehr als nur Ihren physischen Besitz schützen. In leistungsstarken Tarifen deckt sie auch die finanziellen Schäden durch Cyberkriminalität ab. Phishing, Fakeshop-Betrugsfälle oder Virenangriffe können abgesichert werden: Im „Max“-Tarif bei der Hausratversicherung der GEV sind diese im Versicherungsschutz enthalten.
Für wen ist eine Cyberversicherung sinnvoll?
Ob Sie eine Cyberversicherung brauchen, hängt von Ihrem Risiko ab. Wenn Sie viel im Web surfen und online einkaufen, kann eine solche Versicherung gegen Cybergefahren sinnvoll sein. Diese Personengruppen profitieren dabei am stärksten von einer solchen Versicherung:
Familien mit Kindern
Für Familien ist der digitale Schutz besonders wichtig, da Kinder und Jugendliche die Risiken im Netz häufig unterschätzen. Gefährlich sind dabei verlockende Angebote für Gaming-Guthaben, die sich als Abo-Fallen entpuppen. Auch vermeintlich legale kostenlose Downloads, die zu Phishing-Angriffen führen, öffnen Schwachstellen auf Handy und Computer. Die finanziellen Folgen treffen am Ende die Eltern. Eine Hausratversicherung mit passendem Zusatz wird hier zum finanziellen Schutzschild für die ganze Familie. Sie deckt Schäden durch Online-Shopping-Betrug und Phishing ab und schützt so das Familienbudget vor den teuren Konsequenzen eines unachtsamen Klicks.
Ältere Menschen
Ältere Menschen sind eine besonders beliebte Zielgruppe für Betrüger, die ihre Gutgläubigkeit gezielt ausnutzen. Zu Beispielen zählen der „Enkeltrick 2.0“ per WhatsApp, dringliche Phishing-Mails vom vermeintlichen Bankberater oder Schockanrufe, die zur Preisgabe von TANs verleiten. Solche Angriffe zielen direkt auf Erspartes und digitales Vertrauen. Eine Hausratversicherung mit Cyber-Baustein fängt hier die schwerwiegendsten finanziellen Folgen auf. Sie erstattet Schäden durch Phishing und unautorisierte Bankgeschäfte und gibt so die notwendige Sicherheit zurück, um die Vorteile der digitalen Welt ohne ständige Angst zu nutzen.
Vielnutzer im Netz
Für alle, deren Alltag stark digital geprägt ist, gilt: Je mehr Onlineaktivitäten, desto größer die Angriffsfläche. Viele Accounts erhöhen das Risiko von Datenlecks und Angriffen. Ein einzelner Betrugsfall beim Onlineshopping oder ein gehacktes Konto kann ärgerlich und teuer sein. Eine gute Hausratversicherung bündelt den Schutz für genau diese alltäglichen Risiken. Sie sichert finanzielle Schäden durch Shopping-Betrug, Kartenmissbrauch und Phishing ab und wird so zum unverzichtbaren Begleiter für einen sorgenfreien digitalen Lebensalltag.
Was tun, wenn ein Schaden im Internet entstanden ist?
Wenn Sie Opfer eines Cyberangriffs geworden sind, ist schnelles und überlegtes Handeln entscheidend. Befolgen Sie diese Schritte:
- Ruhe bewahren und Beweise sichern: Machen Sie Screenshots oder Fotos von betrügerischen Webseiten, speichern Sie Phishing-Mails und dokumentieren Sie den zeitlichen Ablauf.
- Sofortmaßnahmen ergreifen: Ändern Sie sofort alle relevanten Passwörter. Wenn Bankdaten betroffen sind, lassen Sie Ihre Konten und Kreditkarten umgehend über den zentralen Sperr-Notruf 116 116 sperren.
- Versicherung kontaktieren: Rufen Sie bei der Schadensmeldung Ihrer Versicherung an. Die Experten dort leiten Sie durch die nächsten Schritte, helfen bei der Schadenbegrenzung und organisieren bei Bedarf IT-Hilfe oder Rechtsberatung.
- Anzeige erstatten: Melden Sie den Vorfall bei der Polizei. Bei Finanzbetrug ist eine Anzeige oft Voraussetzung für die Schadensregulierung durch Banken oder Versicherungen.
Haben Kriminelle Ihr Gerät gekapert, nutzen Sie dieses nicht, bis alles behoben ist.
Gerichtsentscheidungen zum Thema Cyberkriminalität
Bank haftet für Phishing-Schaden via Call-ID-Spoofing
Das Landgericht Köln entschied, dass eine Bank den Schaden eines Kunden vollständig ersetzen muss, der durch sogenanntes Rufnummernspoofing getäuscht wurde (Urt. v. 08.01.2024 – 22 O 43/22). Im verhandelten Fall wurde der Kunde durch einen Anruf mit einer gefälschten Bank-Rufnummer dazu verleitet, eine Transaktion in seiner Banking-App freizugeben. Nach Ansicht des Gerichts muss ein durchschnittlicher Kunde nicht wissen, dass die angezeigte Telefonnummer gefälscht sein kann. Sein Verhalten stellt daher keine grobe Fahrlässigkeit dar.
Keine Erstattung bei grober Fahrlässigkeit des Kunden
Wenn ein Kunde grob fahrlässig handelt, trägt er den Schaden selbst. So entschied das OLG Frankfurt (Urt. v. 06.12.2023 – 3 U 3/23). In diesem Fall hat ein Banknutzer auf einen Link in einer Phishing-SMS geklickt und ohne genaue Prüfung Aktionen ausgeführt. Wenn jemand zum Beispiel danach das Überweisungslimit erhöht und leichtfertig Transaktionen freigibt, verletzt dieser seine Sorgfaltspflichten schwer. Da Banken regelmäßig vor solchen Maschen warnen, schließt ein derart leichtfertiges Verhalten eine Haftung der Bank aus.
Keine Elternhaftung für illegales Filesharing der Kinder
Der Bundesgerichtshof (BGH, Urt. v. 15.11.2012 – I ZR 74/12) stellte klar, dass Eltern nicht pauschal für Urheberrechtsverstöße ihrer Kinder haften. Es genügt, wenn sie ein normal entwickeltes Kind über das Verbot illegaler Downloads belehrt haben. Eine permanente Überwachung ist nicht zumutbar. Eltern haften in solchen Fällen nur, wenn sie ihre Erziehungspflicht nachweislich verletzt haben.
Fazit: Eine Cyberversicherung ist wichtig im digitalen Alltag
Angesichts der zunehmenden Professionalität von Cyberkriminellen ist ein digitaler Schutz unverzichtbar. Eine effektive und kostengünstige Lösung ist dabei nicht immer eine separate Cyberversicherung, sondern ein Zusatzbaustein in der Hausratversicherung. Dieser sichert die häufigsten finanziellen Risiken wie Phishing und Online-Shopping-Betrug ab und dient als wichtiges Sicherheitsnetz, da Cyberkriminalität jeden treffen kann. Der beste Schutz ist daher eine Kombination aus eigener Umsicht und der Überprüfung des bestehenden Versicherungsschutzes. Eine Erweiterung Ihrer Hausratversicherung ist oft der pragmatische Weg für einen sorgenfreien digitalen Alltag.
Häufige Fragen zum Thema Cyberversicherung
Greift die private Cyberversicherung auch im Home-Office?
Private Tarife schließen berufliche oder gewerbliche Schäden in der Regel aus. Entscheidend ist daher der Ursprung des Angriffs. Gilt er Ihrem Privatleben, zum Beispiel durch eine Phishing-Mail an Ihre private E-Mail-Adresse, ist dies über den Cyberschutz Ihrer Hausratversicherung abgedeckt. Zielt der Angriff hingegen auf Ihre berufliche Tätigkeit, etwa über Ihre Firmen-E-Mail, ist die Cyberversicherung Ihres Arbeitgebers zuständig. Als Faustregel gilt: Steht der Schaden in direktem Zusammenhang mit Ihrer Arbeit, liegt die Verantwortung beim Arbeitgeber.
Brauche ich eine Cyberversicherung, wenn ich einen aktuellen Virenscanner und sichere Passwörter nutze?
Ein guter technischer Schutz und umsichtiges Verhalten sind die absolute Grundlage und verhindern die meisten Angriffe. Allerdings gibt es keinen hundertprozentigen Schutz, insbesondere nicht gegen neue Betrugsmaschen oder menschliches Versagen. Hier greift die Cyberversicherung: Sie ist die finanzielle Absicherung für den Fall, dass alle anderen Schutzmaßnahmen versagen.
Was kostet ein Cyber-Schutz als Zusatz zur Hausratversicherung?
Ein integrierter Cyberschutz ist deutlich günstiger als eine separate Police. Die genaue Prämie hängt vom Anbieter und dem gewählten Hausrattarif ab, wobei eine Erhöhung der Jahresprämie um 20 bis 60 Euro üblich ist. Angesichts der potenziellen Schadensummen bei einem erfolgreichen Phishingangriff ist dies oft eine sinnvolle Investition in Ihre digitale Sicherheit.