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RATGEBER

Evakuierung – Gut vorbereitet im Notfall

Notfälle passieren grundsätzlich zum ungünstigsten Zeitpunkt. Bei Fällen, in denen Menschenleben in Gefahr sind, kommt es in der Regel zu Evakuierungen. Auf dieses Szenario können Sie sich vorbereiten – mit Notfall-Checklisten und speziell vorbereitetem Notgepäck etwa.

Eine Familie plant, was in den Notfallrucksack gehört und was im Notfall und Evakuierung zu tun ist.

Wie verhält man sich im Notfall und bei Evakuierungen? Was gehört in den Notfallrucksack? Dies mit der Familie zu besprechen, gibt Sicherheit.

 

Was ist eine Evakuierung?

Manche Notfälle sind unvorhersehbar, wie Brände, andere sind in Teilen voraussagbar, wie Starkregenereignisse und nachfolgende Überschwemmungen. Bei der Entschärfung von Blindgängern ist der Ablauf geplant, kann aber trotzdem recht plötzlich kommen. Bei Fällen, in denen Menschenleben in Gefahr sind, kommt es in der Regel zu Evakuierungen. Auf dieses Szenario können Sie sich vorbereiten – mit Notfall-Checklisten und speziell vorbereitetem Notgepäck etwa.

Bei einer Evakuierung müssen Anwohner in einem bestimmten Gefahren-Umkreis ihre Wohnungen und Häuser für einen bestimmten Zeitraum verlassen. Evakuiert wird in den meisten Fällen auf behördliche Anordnung, zum Beispiel bei einer geplanten Bombenentschärfung. Diese behördlichen Anweisungen sind nicht freiwillig, sondern verpflichtend, ihnen ist grundsätzlich Folge zu leisten. Dabei handelt es sich um eine rechtliche Ausnahmesituation: Zur Durchsetzung der Evakuierungspläne gegenüber den Betroffenen werden einzelne Grundrechte vorübergehend außer Kraft gesetzt, etwa das Recht auf freie Wahl des Aufenthaltsorts.

 

Evakuierungsrecht

An die Stelle der Grundrechte tritt dann das Gefahrenabwehr- und Polizeirecht. Es erlaubt den Organen der Exekutive, namentlich der Polizei, ausdrücklich, bei Weigerung auch Zwang anwenden zu dürfen. Es gibt aber auch Szenarien, auf die sich niemand vorbereiten kann: Das sind zum Beispiel Räumungen von Einkaufszentren oder Bahnhöfen aufgrund von Bombendrohungen oder Brände. Hier zählt nur, die Anweisungen von Polizei und Ordnungskräften zu befolgen und sich so schnell wie möglich vom Ort des Geschehens zu entfernen.

 

Ablauf: Was passiert bei einer Evakuierung?

Die weit größere Zahl von Evakuierungen betrifft Privatpersonen in ihrem Zuhause. Hier ist Vorbereitung bis zu einem gewissen Maße möglich. Alle Maßnahmen, die im Folgenden vorgestellt werden, beschreiben den Evakuierungsplan.

Tritt eine Notsituation auf, oder scheint diese bevorzustehen, ist es wichtig, sich sofort mit den zuständigen Stellen in Verbindung zu setzen. Dazu ist es ratsam, sämtliche Rufnummern von Rettungskräften gespeichert oder griffbereit zu haben. Die wichtigsten sind:

Notruf: 112

Polizei : 110

Bundespolizei: 0800 6888 000

Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117

Was aber ist im Verlauf einer Evakuierung zu beachten? Die Standardempfehlung lautet hier, die Ruhe zu bewahren. Das ist immer hilfreich, noch wichtiger ist es aber konkret zu wissen, welches Verhalten den Erfolg von Evakuierungen unterstützt.

Bei Evakuierungen, die rechtzeitig angekündigt werden, sind Hilfsorganisationen vorab zu informieren, wenn pflegebedürftige Personen von den Maßnahmen betroffen sind. So lässt sich rechtzeitig im Voraus deren Transport zu den vorgesehenen Notfallsammelstellen sicherstellen. Wer sich mit dem eigenen Pkw aus der Schutzzone heraus bewegt, sollte auch wissen, wohin die Reise geht: Klären Sie daher so weit wie möglich im Voraus die Möglichkeit, bei Freunden oder Verwandten unterzukommen. Um die Arbeit der Einsatzkräfte bei einer Evakuierung zu unterstützen, ist darauf zu achten, Zufahrten nicht zu blockieren, freie Straßen sind Voraussetzung für effektive Rettungsarbeiten.

Beim Verlassen von Haus oder Wohnung ist ebenso daran zu denken, alle Wasser- und Gasanschlüsse zu schließen, elektrisches Licht auszuschalten und alle Fenster und Türen zu verschließen: In einer lebensbedrohlichen Situation denkt sicher niemand zuerst an mögliche Einbrüche und Diebstähle. Doch die Erfahrung zeigt, dass solche Szenarien immer wieder auch zu Plünderungen geführt haben.

 

Checkliste Evakuierung: Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

  • Bei auftretender Notsituation Rettungskräfte informieren
  • Ruhe bewahren
  • Hilfsorganisationen über pflegebedürftige Personen informieren
  • Bei Verlassen der Schutzzone möglichst vorab Unterbringung abklären (Freunde, Verwandte, Bekannte)
  • Zufahrtswege freihalten
  • Wasser- und Gasanschlüsse schließen
  • Elektrisches Licht ausschalten
  • Fenster und Türen verschließen, um Plünderungen zu verhindern

 

Notfallrucksack oder Notfallkoffer: Was gehört ins Notgepäck?

Wenn Sie unter Zeitdruck Ihr Zuhause verlassen müssen, stehen Sie unter Stress. Dann kann es schwierig sein, schnell alles Wichtige zusammenzupacken. Für den Fall einer Evakuierung sollte daher stets ein Notfallrucksack oder Notfallkoffer fertig gepackt bereitstehen. Was muss mitgenommen werden, was kann zurückgelassen werden? Hier ist weniger die Rede vom „Tafelsilber“, als von wichtigen Gegenständen und Dokumenten, die schnell griffbereit sein müssen, um sie schnell aus der Gefahrenzone schaffen zu können. Wer verreist, weiß in der Regel, was in den Koffer gehört. Der Notfallrucksack funktioniert nicht viel anders. Es empfiehlt sich, diesen mit Bedacht in Ruhe zusammenzustellen und nicht im Stress einer Notsituation.

Der Inhalt eines Notfallrucksacks:

Gegenstände die in einen Notfallrucksackgehören ausgebreitet auf dem Boden

  • Persönliche Medikamente
  • Erste-Hilfe-Material
  • Batteriebetriebenes Radio und Reservebatterien
  • Verpflegung für zwei Tage in staubdichter Verpackung
  • Wasserflasche
  • Essgeschirr und -besteck
  • Dosenöffner und Taschenmesser
  • Taschenlampe und Reservebatterien
  • Schlafsack oder Decke
  • Kleidung für ein paar Tage, auch Wetterschutzbekleidung
  • Arbeitshandschuhe
  • Schutzmaske
  • behelfsmäßiger Atemschutz
  • Hygieneartikel wie Windeln oder Artikel für die Monatshygiene

 

Kinder sollten im Notfall immer mit einem Brustbeutel oder einer SOS-Kapsel ausgestattet sein. Darin lassen sich Informationen unterbringen, die Rettungskräften und anderen helfenden Personen Informationen liefern: Das sollten Name, Geburtsdatum, Anschrift, Telefonnummern von Kontaktpersonen sowie Daten über den Gesundheitszustand und notwendige Medikamente sein. SOS-Kapseln sind in Kaufhäusern, Apotheken und Drogerien sowie in Onlineshops erhältlich.

 

Die Dokumentenmappe: Im Notfall alle wichtigen Unterlagen griffbereit

Fester Bestandteil des Notfallrucksacks ist eine Dokumentenmappe. Sie besteht idealerweise aus feuerfestem und wasserdichtem Material. Es gibt sie als Taschen oder Koffer und sie kosten im Fachhandel zwischen 20 und 60 Euro. Eine Investition, die sich lohnt:  Wer je ein wichtiges Dokument verloren hat, weiß, wie zeitintensiv die Neubeschaffung ist. Oft verstreichen Monate, bis das fehlende Schriftstück wieder vorliegt. Dazu kommt, dass in einer Notsituation meist nicht genug Zeit und Ruhe ist, alles Notwendige zusammenzusuchen. Daher ist die Zusammenführung aller wichtigen Dokumente ein absolutes Muss bei der Vorbereitung auf Notfall und Evakuierung.

 

Was gehört in die Dokumentenmappe?

Bei manchen Dokumenten ist es ausreichend, wenn sie als Kopien vorliegen, andere sollten als amtlich beglaubigte Kopie in der Dokumentenmappe sein.

Im Original sollte unbedingt an das Familienstammbuch mit allen Geburtsurkunden gedacht werden! Bei vielen Dokumenten reicht es nicht, nur eine einfache Kopie vorzuweisen. Wenn es kein Original ist, sollte es zumindest eine beglaubigte Kopie sein. Hiervon betroffen sind zum Beispiel Sparbücher, Versicherungspolicen, Rentenbescheinigungen, Zeugnisse, Mietverträge, Testamente. Einfache Kopien reichen bei Personalausweis, Reisepass und Führerschein.

 

Vorräte für den Notfall

Not-Proviant und Wasser gehören essenziell zur Vorbereitung auf eine existenzbedrohende Notsituation: Evakuierungssituationen halten sich nicht an feste Zeitpläne. Zum Beispiel bei Überschwemmungskatastrophen sind die Betroffenen zunächst von der Außenwelt abgeschnitten, bevor die eigentliche Evakuierung durchgeführt werden kann. Das Bundesamt für Katastrophenschutz empfiehlt, im Optimalfall für 10 Tage vorzusorgen. Bei Wasservorräten gelten zwei Liter pro Person und Tag als Minimum. Eine vierköpfige Familie käme da schon auf 80 Liter Trinkwasser.

 

Informationskanäle für Notfallsituationen

Es gibt Notfallsituationen, die vielleicht nicht auf den Tag genau vorhersehbar sind, deren Wahrscheinlichkeit aber abschätzbar ist. Dies betrifft hauptsächlich wetterbedingte Krisensituationen.  Hier lässt sich das persönliche Risiko verringern, wenn Sie sich über verschiedene Informationskanäle auf dem Laufenden halten.  Rund um die Uhr informieren der Deutsche Wetterdienst (www.dwd.de) und das länderübergreifende Hochwasser Portal (LHP) unter www.hochwasserzentralen.de über mögliche Notsituationen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe stellt überdies die Warn-App NINA zur Verfügung (Warn-App NINA - BBK (bund.de)). Die App steht sowohl für iOS als auch für Android zum kostenlosen Download bereit. Dabei gilt es insbesondere für Bewohner gefährdeter Regionen, stets die relevanten Warnmeldungen im Blick zu behalten.

Informationsquellen im Evakuierungsfall sind außerdem der Rundfunk und Lautsprecherdurchsagen, sowie die Anweisungen der Rettungskräfte vor Ort. In Ausnahmefällen, wenn eine Evakuierung langfristig geplant werden kann, werden schriftliche Bescheide der Behörden per Post versandt.

 

Versicherungsschutz für Wohngebäude und Hausrat

Wäre am Ende noch zu klären, wer für entstandene Schäden aufkommt. Bei Feuer und Unwetterschäden kommt in der Regel die Hausratsversicherung und die Wohngebäudeversicherung auf. Dasselbe gilt, wenn im Falle einer behördlich herbeigeführten Detonation Schäden an Haus und Inventar entstehen. Schäden am Pkw werden von Teilkaskoversicherungen aufgefangen. In jedem Fall lohnt sich hier ein Beratungsgespräch, um sicherzugehen, wie der Besitz am besten abgesichert werden kann.  


Leben Sie in einem Risikogebiet für Naturgefahren?

Dann sollten Sie Ihre Wohngebäudeversicherung um den Elementarschutz erweitern. Mit diesem Zusatz erhalten Sie Versicherungsschutz gegen extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Rückstauschäden, Erdrutsche und -senkungen, die durch heftige Gewitter und Starkregen entstehen können.

 

Weiterführende Informationen zum Themenkomplex Evakuierung und Notsituationen bietet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, u. a. mit einem ausführlichen Ratgeber: Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen (bund.de).

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